Die Werbekonvention für Konsumkredite tritt ab 1. Januar 2016 in Kraft. Die gutgemeinten Einschränkungen der Selbstregulierung durch den Verband sind sicherlich zielgerichtet und korrektive Massnahmen sind angedacht. Noch vor der Inkrafttreten der Regulierung kommen jedoch mit dem Lauch von neuen Produkten wie „OK.- cash“ bereits erste Fragen auf den Tisch. Hat die Massnahme genügend Zähne um Ihre Ziele zu erreichen
Die neue Werbekonvention des VSKF (Verein Schweizerischer Kreditbanken und Finanzierungsinstitute) mit dem Verbot der aggressiven Werbung tritt per 1. Januar 2016 in Kraft. Mit den folgenden Grundsätzen soll die Aggressivität der Kreditwerbung zurückgehalten werden:
Konsumenten sollen den Eindruck erhalten, dass Konsumkredite nicht schnell, nicht ohne detaillierte Kreditfähigkeits prüfung möglich sind. Desshalb werden Geschwindigkeit-suggerierende Worte wie „Expresskredit“, „Kreditprüfung in 30 Minuten“ und ähnliches explizit verboten.
KreditInfo Meinung: Dies hat sicherlich eine psychologisch wertvolle Komponente, dann die Aufnahme eines Kredits sollte gut überlegt sein. Dem kritischen Betrachter fällt jedoch auch auf, dass die grossen Anbieter, also genau diejenigen, welche im Verband vertreten sind, nicht über einen hohen Automatisationsgrad in der Abwicklung der Kreditprüfung verfügen. Verschaffen sie sich durch diese Art der Einschränkung im Markt gar einen unfairen Vorteil (in diesem Fall Aufschub der Konsequenz der verschlafenen Investitionen?) Sicherlich haben die alten grossen nichts dagegen, wenn die Fintech Angriffe auf ihre etablierten Geschäftsmodelle etwas zurückgehalten werden.
Kredit für kurzzeitige, kostspielige Freitzeitaktivitäten (z.B. Ferien) sollten aus der Werbung fern gehalten werden. Die Nutzung von Banknoten in der Werbung ist nicht mehr erlaubt.
KreditInfo Meinung: das eigentliche Gut, welches durch den Kredit erkauft wird, das Geld, soll nicht mehr gezeigt werden können. Die Bildwelten der Träume, der Aspirationen, der Glückgefühle sind jedoch weiterhin erlaubt. Das hat den Anschein eines Bauernopfers an die politischen Kräfte. Denn die etablierten Banken wollen schon lange nicht mehr mit den Geldnoten in Verbindung gebracht werden. Obschon die Werbekraft der Banknoten sehr stark ist, wollen sie sich mit ihrer Marke nach positiverem strecken.
Junge Erwachsene sollen nicht mehr als Zielgruppe erlaubt sein.
KreditInfo Meinung: Junge erwachsene Personen sind besonders gefährdet und die Vergabe von Kredit an diese Zielgruppe sollte vorsichtig geschehen. Wie aber kann dies in unserer ewig jünger werdenden Gesellschaft umgesetzt werden? Die Fashionmodels werde immer jünger und prägen die Werbewelt. Zudem wollen unsere jüngsten oft bereits vor Erreichen der Mittelstufe aktiv an der Konsumgesellschaft teilhaben. Es beginnt bereits mit dem Wunsch nach einem iPhone (Preis: 600.- und mehr, aber einfach auf Abzahlung erhältlich.)
Auch Präventivmassnahmen wie die Abgabe von Merkblätter an Konsumkreditkunden, die Bekanntgabe von Grundsätzen der verantwortungsbewussten Kreditaufnahme und Schulungsveranstaltungen sind vorgesehen.
KreditInfo Meinung: Diese Massnahmen sind unserer Ansicht nach gut gemeint, könnten jedoch weiter ausgebaut werden. Aus unserer Erfahrung ist die erste Steuerrechnung eines jungen Erwachsenen nach der Lehre einer der gefährlichsten Momente für die finanzielle Selbständigkeit. Sie kommt das erste Mal ins Haus reingeschneit genau dann wenn die jungen Erwachsenen ihre Lebenskosten massiv hochfahren. Die erste eigene Wohnung, vielleicht ein eigenen Fahrzeug, die Gesundheitskosten erstmals auf eigene Rechnung, eben alles was wir von unserer Wohlstandsgesellschaft so erwarten. Unbewusst der Tatsache, dass die Steuern eben auch eine Art Kredit sind, rechnen die meisten jungen diese Kosten nicht in Ihr Budget und kommen dann arg in finanzielle Schwierigkeiten, wenn die erste grosse Rechnung vom Steueramt kommt. Unseres Erachtens sollte hier eine Anpassung geschehen. Eine Quellensteuer, so wir wir dies bei Ausländern in der Schweiz bereits kennen, würde diesen Stolperstein einfach aus dem Weg räumen. Wenn die Steuern erst gar nicht ausbezahlt würden, dann kämen die jungen Erwachsenen auch nicht auf die Idee das „geborgene“ Geld vom Fiskus auszugeben und kämen dann auch nicht in die Zwickmühle wenn der Zahltermin der Steuerschuld mit 30 Tagen gleich um die Ecke ist. Hier sollte sich der Verband stark machen. Die Hebelwirkung dieser Änderung würde unseres Erachtens die gesamten anderen Massnahmen in den Schatten stellen.
Die Durchsetzung der Konvention wird mit grossen Konventionalstrafen angedroht.
KreditInfo Meinung: Sicherlich ein guter Weg. Wir beobachten mit grossem Interesse wie der Verband mit der Kommunikation und den Prozessen des von Valora neu auf den Markt gebrachten „OK.- Cash“ Produktes umgehen wird. Böse Zungen unterstellen dem Handelsunternehmen mit dem neuen Produkt auf Kundenfang für die anderen Konsumkreditprodukte von bob Finance zu gehen. Schnell ein wenig Cash und wenn dann die Rückzahlung nicht ganz so gut geht, können die Ausstände in einen normalen Konsumkredit umgewandelt werden. Falls dies so sein sollte, dann wäre diese Politik gegensätzlich zu den neu formulierten Grundsätzen der Werbekonvention und sollten beanstandet werden. Ist dies der erste Prüfstein für die Durchsetzungskraft der Konvention?
Quelle: http://kreditinformation-schweiz.ch/news/konsumkredit-werbekonvention.html
